Von 1919 bis 1933
Am 18. Februar 1919 fand die erste Hauptversammlung der Feuerwehr Tanna nach dem I. Weltkrieg statt. Der Krieg hatte auch die Tätigkeit der Feuerwehr ziemlich außer Kraft gesetzt. Es erschienen 50 Einwohner der Stadt. Der Kommandant, R.Haller, reichte während der Sitzung seinen Rücktritt von diesem Amt ein, welches er 24 Jahre innehatte. Als Grund hierfür führte er große gesundheitliche Probleme an. Da die Wahl der Führer für die Steiger- und Spritzenabteilung ebenfalls ausstanden und hierfür eine erhebliche Vorbereitung erforderlich war, wurde dies auf die kommende Hauptversammlung am 10.Mai des Jahres verschoben. In der ersten Zusammenkunft wurden die Positionen des stellvertretenden Kommandanten, des Adjutanten, des Führers der 2. Spritzenabteilung, des Führers der Ordnungsmannschaft, des Schriftführers, des Kassierers, des Requisitenmeisters und des Feuerwehrausschusses durch Wahl neu besetzt.
In der 2. Hauptversammlung des Jahres 1919 wurde ein neuer Kommandant, Kamerad Paul Valentin, gewählt und damit der Wiederaufbau der Wehr nach den Kriegsjahren vorangetrieben.
Das Leben in unserer Heimatstadt und der Feuerwehr begannen sich zu normalisieren. Die gefallenen Kameraden waren nicht so leicht zu ersetzen, wenn man bedenkt, dass die Spritzen mit Muskelkraft betrieben werden mussten und hierzu besonders viele helfende Hände benötigt wurden. So gab es im Tannaer Anzeiger dann auch einen Aufruf, dass sich junge Männer zum Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Tanna melden sollten.
Am 25.Mai 1919 fanden die erste gemeinsame Hauptübung der Pflicht- und freiwilligen Feuerwehr sowie der Stiftungsball nach dem I. Weltkrieg statt.
Nach nunmehr 25 Jahren des Bestehens der Wehr, in denen die Führungsmannschaft zusammengeblieben war, zeichnete sich nun doch ein Generationswechsel in der Leitung ab. Die scheidenden Mitglieder wurden für ihren Einsatz mit unterschiedlichen Auszeichnungen geehrt und zur weiteren Mitarbeit aufgefordert.
Am 20 Juni des Jahres 1920 trafen sich die Abgeordneten des Oberländischen Feuerwehrbezirksverbandes in Hirschberg, an dem sich viele Kameraden der Feuerwehr Tanna beteiligten. Es gab hier wesentliche Neuerungen im Feuerlöschwesen zu bestaunen. Die Wehr aus Hirschberg zeigt zwei neue Leitern mit 14 bzw. 21 Metern Länge, 2 Dampfspritzen sowie die erste Motorspritze, welche wegen ihrer gefälligen Form und vor allem wegen ihrer sofortigen Löschbereitschaft vollste Anerkennung im Publikum fand. Für die meisten Anwesenden war es das erste Mal, dass sie eine Motorspritze zu Gesicht bekamen und sich von der beeindruckenden Leistung dieses technischen Gerätes überzeugen konnten. Die Motorspritze bediente 4 starke Wasserstrahlen gleichzeitig. Somit wurde ein neues Zeitalter der Brandbekämpfung eingeläutet, auch wenn es noch sehr lange dauern sollte, bis die Tannaer Wehr die erste eigen Motorspritze in Betrieb nehmen sollte.
Im Jahre 1925 wurde die gesamte Wehrleitung in ihren Ämtern bestätigt. Im Juni des Jahres fand auf dem Marktplatz erstmals die Vorführung eines Trocken- und eines Nassfeuerlöschers durch die Firma Kellofix Apparatebau Nürnberg statt. Hierfür wurde eigens eine Bretterbude gebaut und aufgestellt, welche durch Teeranstrich und anschliessende Inbrandsetzung als Testobjekt fungierte. Anhand dieser Schau wurde eindrucksvoll die durchschlagende Wirkung beider Feuerlöschsysteme demonstriert.
Durch die Eingemeindung von Frankendorf 1923 wurde die dortige Feuerwehr fortan ein Spritzenzug der Freiwilligen Feuerwehr bzw. Pflichtfeuerwehr von Tanna. Bei der Herbstübung 1925 beider Wehren wurde mit der Kreisautospritze erstmals in Tanna eine Motorspritze vorgeführt. Die Übergabe einer neuen Magirus-Patentleiter durch einen Vertreter der Firma war der Höhepunkt des Jahres. Diese Leiter erfüllte wertvolle Dienste für die Feuerwehr Tanna bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts und ist noch heute im Feuerwehrmuseum in Neustadt an der Orla für Besucher zu bestaunen.
1930 ereignete sich in unserer Stadt ein Brand, der sich von allen anderen Bränden in den ersten 100 Jahren der FF Tanna unterscheidet, da bei ihm erstmalig der Brandstifter überführt werden konnte. Solch ein Erfolg konnte erst wieder im Jahre 2008 nach dem Großbrand der früheren MTS-Halle verzeichnet werden.
Am 27.Mai 1933 wurde der Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes (früher Oberländischer Feuerwehrbezirksverband), verbunden mit dem 38. Stiftungsfest der FF Tanna, ausgerichtet. An diesen Tag feierte die Tannaer Feuerwehr das bis dahin größte Fest in ihrer Vereinsgeschichte. Außer der Feuerwehr mit ihrem neugegründeten Spielmannszug beteiligten sich auch die Vereine der Gemeinde an der Ausrichtung dieser Veranstaltung. Am Nachmittag gab es einen Festumzug, an dem 57 Wehren mit ca. 700 Mitgliedern beteiligt waren.
Nach diesem Fest, welches alle Erwartungen im positiven Sinne übertroffen hatte, kehrte wieder der Alltag ein, welcher neben der Brandbekämpfung auch die Suche nach Vermissten beinhaltete. Es gab insgesamt 4 Fälle, bei denen die Kameraden Menschen bergen mussten, die sich durch Ertränken das Leben genommen hatten.
Auszug aus der Einsatzliste von 1919 bis 1933
- 7. Dezember 1919 - Feuer in Willersdorf bei den Familien Lenzner und Conrad. Hier wurde zum ersten Mal nach dem Krieg die Feuerwehr Tanna zur Hilfe gezogen.
- 1. September 1923 - Scheunenbrand am Schützenhaus bei Louis Dietz
- 17. Dezember 1925 - wahrscheinlich durch Funkenflug der Eisenbahn brannte die Ziegelei am Bahnhof
- 9. Mai 1926 - zum 2.mal innerhalb von 3 Jahren fiel die Scheune, und dieses mal auch das Schützenhaus, den Flammen zum Opfer.
- 1. Juni 1930 - das einzige Mal in den ersten 100 Jahren der Wehr konnte nach einem Feuer, bei Oskar Wegmarshaus in der Koskauer Straße, Brandstiftung eines Tannaer Bürger nachgewiesen werden.